Trinkhalle in Türkis mit weißen Schwänen in Frankfurt-Bockenheim
Stadtteile,  Stadtteiltouren

Entdeckt Frankfurt-Bockenheim: der geografische Mittelpunkt Frankfurts

Wusstet ihr, dass in Bockenheim der Mittelpunkt von Frankfurt liegt? In diesem Blogpost erfahrt ihr, wo ihr ihn finden könnt. Außerdem gibt es noch einige spannende Fakten und Gegensätze aus dem Stadtteil Frankfurt-Bockenheim. Viel Spaß beim Lesen!

50 Shades of „Ginnheimer Spargel“ in Frankfurt-Bockenheim

Los ging es in der nordöstlichsten Ecke des Stadtteils, in der Nähe des Geldmuseums. Dort fiel mein Blick direkt auf den „Ginnheimer Spargel“ – den Europaturm, der trotz seines Spitznamens im Stadtteil Bockenheim steht. Von der Fertigstellung 1979 bis zur Schließung für die Öffentlichkeit vergingen 20 Jahre. Gerne hätte ich die Diskothek oder das Restaurant in der Kanzel auf 227 Metern Höhe miterlebt. Leider bin ich dafür zu jung – aber vielleicht seid ihr es nicht? Erzählt gerne eure Geschichten und Erlebnisse auf dem Europaturm in den Kommentaren. 

Ginnheimer-Spargel, Europaturm in Frankfurt-Bockenheim vor blauem Himmel


Über der sechsgeschossigen Kanzel befinden sich sieben Sendeplattformen, die gefühlt meine gesamte Kindheit lang jede Nacht in Magenta angeleuchtet wurden. Inzwischen werden sie nur noch zu besonderen Anlässen und Gedenktagen in unterschiedlichen Farben beleuchtet. Wie zum Beispiel am 10.02.2024 in Grün. Anlässlich des Tages der Kinderhospizarbeit sollte so Aufmerksamkeit geschaffen und Solidarität und Verbundenheit ausgedrückt werden, wie in einer Pressemitteilung der DFMG Deutsche Funkturm zu lesen ist.

Geldmuseum und Deutsche Bundesbank

Zurück zum Ausgangspunkt der Tour: Das Geldmuseum der Deutschen Bundesbank wurde im Mai 1999 eröffnet. Die Dauerausstellung bietet Einblicke in Bargeld, Buchgeld, Geldpolitik und Geld auf der ganzen Welt. Und das Beste: Der Besuch kostet euch nichts! Das Geldmuseum ist in der Regel von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Samstag ist Ruhetag. Ausnahmen findet ihr hier.

Eingang des Geldmuseums der Deutschen Bundesbank in Frankfurt-Bockenheim

In unmittelbarer Nähe befindet sich die derzeit verlassene Zentrale der Deutschen Bundesbank, die nach 50 Jahren Nutzung kernsaniert wird.

Gebäude der Zentrale der Deutschen Bundesbank.

Bockenheims luxuriöse Seite: Villen im Diplomatenviertel

Weiter ging es durch die Anfang der 70er Jahre angelegte Miquelanlage. Mit Blick auf den Ginnheimer Spargel und die Zentrale Deutsche Bundesbank drehten ein paar Jogger ihre Runde um den Teich. Über eine Fußgängerbrücke und den Grüneburgpark kam ich zum Bockenheimer Diplomatenviertel. Dort reiht sich eine Villa an die andere. Darunter auch die Villa Merton von 1927 mit dem gleichnamigen Restaurant, das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet ist. 

Entlang der 1,2 km langen Zeppelinallee befinden sich einige neoklassizistische Villen.

Bild 1: Villa Rohmer von 1910, Bild 2 und 3: Villa von 1922 bis 1925

Am nördlichen Ende der Zeppelinallee könnt ihr die Frauenfriedenskirche mit der 12 Meter hohen Regina Pacis (Friedenskönigin) bewundern. Die Kirche wurde 1927-29 errichtet. Gleich gegenüber steht eine hübsche Trinkhalle mit zwei aufgemalten Schwänen. Von dort aus ging es für mich mit der Straßenbahn zur Adalbertstraße – immer näher zum geografischen Mittelpunkt Frankfurts.

Frauenfriedenskirche mit Figur der Friedenskönigin in Frankfurt-Bockenheim
Trinkhalle in Türkis mit weißen Schwänen in Frankfurt-Bockenheim

Rohmerplatz, Kurfürstenplatz und das alternativere Bockenheim

Nach wenigen Minuten Straßenbahnfahrt veränderte sich das Bild des Stadtteils. Die sauberen Fassaden wurden durch beklebte und mit Parolen besprühte Hauswände ersetzt und die Straßen wurden lebendiger. 

Vorbei an Sperrmüll ging es zum Rohmerplatz. Dort steht ein Denkmal für die 1200 im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten aus Bockenheim. Gestaltet wurde es vom Frankfurter Bildhauer Oskar Ufert. 

Wenige Schritte weiter befindet sich der Kurfürstenplatz. Das Zentrum des Platzes bildet der Kurfürstenbrunnen von 1913/14. Ein beliebter Treffpunkt für Tauben, wie ich fotografisch festhalten konnte! 

Jubel an Bockenheimer Hauswänden

Auf meinem Weg vom Kurfürstenplatz zum Westbahnhof kam ich an diesem Mural vorbei. Darauf ist Eintracht-Legende Charly Körbel beim Jubel über den Sieg des UEFA-Cups 1980 zu sehen. Wie anhand der Signatur erkennbar ist, wurde das Wandbild vom Künstlerkollektiv @frankfurterfarbe auf die Wand gebracht. Bestimmt kennt ihr auch weitere Wandbilder des Künstlerkollektivs, wie das „für immer Waldstadion“-Wandbild in Bornheim, den großen DFB-Pokal im Westend oder den Europapokal auf einem Haus in der Berger Straße.

Mural auf gelbem Haus. Darauf zu sehen: Eine Person hält einen Pokal in die Höhe.

Rund um den Westbahnhof

Kaum zu glauben, aber der Westbahnhof in Bockenheim hatte früher ein schönes Empfangsgebäude! Das historische Empfangsgebäude wurde jedoch im Zweiten Weltkrieg zerstört. Auch ein zweistöckiger Zweckbau von 1961 wurde in den 1970er Jahren fast vollständig abgerissen. 

Vom Hochbahnsteig aus bietet der Westbahnhof eine gute Aussicht auf umliegende Gebäude. Wie beispielsweise auf das Ökohaus Arche von 1992. Als Besonderheit des gläsernen und grünen Gebäudes gilt, dass die späteren Nutzer an der Planung beteiligt wurden. Gerd Heinemann, Geschäftsführer der Stiftung Ökohaus Frankfurt, spricht in einem Interview von vier Zielen, die beim Bau in Einklang gebracht werden sollten: Ökologie, Baubiologie, Ökonomie und Alltagstauglichkeit.

Der Mittelpunkt und die Geschichte eines unscheinbaren Parks

Auf dem Weg zum Von-Bernus-Park kam ich endlich am geografischen Mittelpunkt Frankfurts vorbei. Seine Koordinaten sind: Nord: 50° 7’ 16.5“ Ost: 8° 38’ 11.7“. Anders könnt ihr ihn nicht wirklich finden, denn es gibt vor Ort keinen Hinweis.
Auch der Von-Bernus-Park ist auf den ersten Blick recht unscheinbar. Seine Geschichte hingegen überrascht: Anstelle der Grünanlage war dort einmal ein barocker Park, der das Schloss der Prinzessin Henriette von Anhalt-Dessau umgab. Das Schloss von 1771 ging 1793 in den Besitz der Familie Bernus über und wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Die Brücke über den kleinen Weiher in der Mitte des Parks und die Bogenmauer eines Gartentempels sind die einzigen Überbleibsel aus dem 18. Jahrhundert.

Steinerne Brücke über einen Teich im Von-Bernus-Park in Frankfurt-Bockenheim

Von historischen Mauern zu einem versteckten Garten: Das Ende meiner Tour durch Frankfurt-Bockenheim

Als Namensgeberin des U-Bahnhofs Kirchplatz durfte die St.-Jakobs-Kirche bei meiner Tour nicht fehlen. Erstmals 1365 erwähnt, wurde die Kirche im Laufe der Jahre mehrfach erweitert, bis sie im Jahr 1944 durch Luftangriffe fast vollständig zerstört wurde. Nur die Außenmauern standen noch. Von 1954 bis 1957 wurde die Kirche wieder aufgebaut.

St.-Jakobs-Kirche am Kirchplatz in Frankfurt-Bockenheim

Weniger leicht zu finden war der Stadtteilgarten „Rote Beete“. Er liegt an der Ecke Appelsgasse/Friesengasse etwas versteckt zwischen einigen Häusern. Den Gemeinschaftsgarten gibt es seit Juni 2018. Auch wenn Gärten im Winter nicht ganz so spannend sind, konnte ich erahnen, wie schön es dort im Frühling, Sommer und Herbst sein wird.

Noch nicht genug von Bockenheim?

Meine erste Bockenheim-Tour führte mich entlang der Leipziger Straße und in ein traditionsreiches Café. Hier geht’s zum Blogpost.

Allen Frankfurter Stadtteil habe ich am Anfang meines Projekts eine zufällige Frage zugeteilt. Während meiner Tour durch den Stadtteil suche ich eine Antwort. Die Antwort halte ich in einem Bild und normalerweise ohne weitere Erklärung fest.

Dieses Mal ist es anders …

Die Frage für Bockenheim lautete: Worauf kann man warten? Die Antwort ist dieses Bild, denn ich habe lange gewartet, diesen Ausblick festzuhalten. 2019 saß ich im Bus und kam an der Haltestelle Schönhof vorbei. Die Perspektive auf die beiden Türmen gefiel mir so gut, dass ich mir vornahm, irgendwann ein Foto davon aufzunehmen. Vier Jahre später war es dann so weit. Was meint ihr, hat sich das Warten gelohnt? 

#FragDenStadtteil Frankfurt-Bockenheim: Worauf kann man warten?

Straße mit Mehrfamilienhäusern und Blick auf den Europaturm und die St.-Jakobs-Kirche

Überblick über Frankfurt-Bockenheim:

4 Comments

  • Melissa

    Vielen Dank für die tollen Einblicke in diesen Stadtteil. Den Von-Bernus-Park kannte ich nicht.
    Ich würde gerne auf einen weiteren Besuch des Gemeinschaftsgartens warten und mich über Fotos vom Frühling oder Sommer freuen.
    Da lohnt sich das Warten doch sicher, oder etwa nicht?

  • Jürgen Lange

    Lange mussten wir ja warten. Es hat sich gelohnt. Zu Deiner Bild-Frage: Auch hier hat sich das Warten gelohnt, für Dich und für die Betrachter Deines Blocks. Mein kleiner Flur wird seit den 80er-Jahren übrigens von Aufnahmen vom Spargel (vom Grüneburgpark aus durch das Geäst von Bäumen aufgenommen) und der Bundesbank mit Teich geziert.

    An die Disko im Spargel kann ich mich noch erinnern, war aber nicht meine Musik. Das Restaurantwar mir zu teuer, mich zog es eher in den alten Hennnger Turm oder später dann in den Main Tower (auch nicht gerade preiswert, ich weiß) und Disko mäßig ins alte Meckie Messer oder in die Tangente. Die waren nur zwei, drei Gehminuten von meiner damaligen Wohnstatt entfernt. Das Meckie Messer hatte auch nach seinem (und meinem) Umzug seinen Reiz. Gerade wenn es morgens schloss, startete an der nächsten Haltestelle die erste Tram nach Höchst. Heute müsste ich die schwere Entscheidung treffen, ob ich mich Richtung Hauptbahnhof oder Richtung Taunusanlage bewege.

    Ach, noch eine Bemerkung zu Deinem Tip, irgendwelche Rolls mit an den Main oder in den Hafenpark mitzunehmen. Gerade heute habe ich die Nachricht rein bekommen, dass man beim Frankfurt cleanup am Hafenpark und am Main etwa 735 kg Müll eingesammelt hat, darunter Unmengen von Zigarettenkippen, die in der Natur bekanntlich nichts zu suchen haben, aber auch Glasscherben, Gaskartuschen und Perücken (?).

    Ich freue mich schon auf Deinen nächsten Stadtteilbericht, Rebecca. Zwei Fotos haben es mir diesses Mal besonders angetan, das mit den zwei Türmen und das Kiosk mit den zwei Schwänen. – Jürgen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert